ACTIVITES

Europas grösster Naturpark

guyane-Ile-du-diable-zimm-2Das Überseedepartement Französisch-Guayana

 

Tausende Urlauber kommen jedes Jahr nach Französisch-Guayana. Hier schlägt nicht nur das Herz der europäischen Raumfahrt, sondern auch das der Natur. Flüsse und Amazonaswälder bedecken 96 Prozent der Landesfläche.

 

Im Centre Spatial Guyanais schlägt das Herz der europäischen Raumfahrt. Von Kourou aus startet Ariane über den Atlantik ins All. Bewohnte Gebiete und Menschen sind dabei kaum bedroht. Weder Stürme noch Flutwellen noch Erdbeben beeinträchtigen die Raumfahrt und die Nähe zum Äquator bedeutet eine günstige Erddrehung für den Schub der Raketen. Im Kontrollzentrum Jupiter erklärt Monia Zamor Besuchern, was am Tag X passiert, wenn eine Rakete ins Weltall startet:

 

« Wenn man es mit einem Flughafen vergleicht, dann wären wir hier im Kontrollturm. Hier kommen alle Informationen zum Start zusammen. In diesem Saal werden die letzten Operationen vor dem Start abgewickelt. Hier wird auch die Erlaubnis zum Start gegeben. Vor Ihnen haben Sie die Pulte, an denen die Ingenieure des nationalen Raumfahrtzentrums sitzen sowie die Verantwortlichen für die verschiedenen Satelliten. »

 

Im Raumfahrtzentrum in Kourou arbeitet ein Team mit Spezialisten aus den zwanzig verschiedenen Staaten, die zur europäischen Raumfahrtagentur gehören. Unter ihnen sind die Deutschen Claudia Winterfeld und Heiko Rinderle. Beide lieben das Schauspiel, wenn der Feuerschweif der Rakete in elegantem Bogen immer schneller immer höher steigt:

 

« Es wird nachts taghell, Sie können fast Zeitung lesen für kurze Zeit. Und es ist dieser unglaubliche Schalldruck, der kommt. Nicht dass es wehtun würde. Aber zum Teil die Fenster vibrieren ganz leicht, es ist ein Gefühl. Man sieht die Kraft, die in dieser Rakete ist. »

 

« Es ist nicht nur das Erlebnis des Sehens, sondern auch des Spürens. Nach n bisschen mehr als einer Minute kommen dann halt auch die Vibration und der Sound der Rakete an, die abhebt und den ganzen Himmel erleuchtet. Dieses Ganze zusammen ist ein unheimlich bewegendes Ereignis. »

 

So ein Start dauert nur 30 bis 40 Minuten und findet nur einmal im Monat statt. Aber das Raumfahrtzentrum in Kourou mit seinem Museum ist jederzeit zu besichtigen.

Das Zentrum erstreckt sich über 650 Quadratkilometer. Da hier seit dem Bau 1965 kein Jäger herein darf und die Natur außerhalb der Startrampen in Ruhe gelassen wird, hat sich ein riesiger Biotop entwickelt, mit allen Ökosystemen Guyanas: die Mangroven am Ozean, Schilfgebiete und feuchte Savannen sowie trockene Savannen und Urwald. Einmal im Monat können Besucher in Begleitung von Sandrine Richard auf einem Pfad durch diese Natur wandern:

 

« Da ist ein Schildkrötenpanzer: Der Jaguar hat die Schildkröte gegessen. Er zerbricht den Bauch und isst alles, was drin ist und lässt den Panzer im Wald zurück. Der Jaguar isst Schildkröten, Hirsche, Wildschweine. Er findet hier alles und kann sich gut ernähren. Eine Schildkröte erwischt er leichter als einen Hirsch, wir sehen solche Panzerreste öfter. »

 

96 Prozent der Landesfläche sind von tropischem Regenwald bedeckt, der vom Flugzeug aus wie ein riesiges Brokkolifeld aussieht. In Guyana befindet sich der größte Naturpark von Frankreich und von ganz Europa: 3,4 Millionen Hektar mit Flüssen und Amazonaswäldern, in denen nur 10 000 Menschen leben, meist Amerindianer. Und Pelikane oder Kolibris, Geier und Kaimane, Affen und Hirsche, Tapir, Jaguar oder Ozelot.

 

Auf einer Pirogenfahrt auf dem Fluss Kourou zeigt sich der Regenwald in allen Grüntönen mit bis zu fünf Stockwerken: Durch die unterschiedliche Höhe der Pflanzen entstehen Etagen, wie bei einem Haus. Die niedrigsten Bäume sind 15, die höchsten 60 Meter hoch. Manche sind Jahrhunderte alt und haben wilde Formen und gewaltige Stämme. Von den Kronen fallen Lianen herunter, dazwischen sind Palmen und Ameisenbäume. Die fette Kugel auf einem Ast ist ein Faultier. Die Tiere verstecken sich, wenn sie Menschen hören, erklärt Louis Saint-Jacques, der Kapitän. Der Amerindianer erzählt, wie er zu seinem typisch französischen Namen kam:

 

« Wir mussten uns auf dem Standesamt anmelden, da gab man unserer Familie einen französischen Namen: Jean-Jacques. Als mein Vater meine Geburt anmeldete, hat ihn ein Gendarm begleitet, der Louis hieß. Als man meinen Vater auf dem Standesamt fragte, welchen Vornamen er mir geben wolle, verstand er die Frage nicht, denn er konnte kein Französisch. Der Gendarm sagte, er gebe seinen Namen, und so heiße ich Louis. »

 

Louis hat seine langen schwarzen Haare zum Pferdeschwanz gebunden. Auf dem Kopf trägt er eine Baseballmütze, er hat ein weißes T-Shirt an und dunkle Shorts. Louis wuchs im Wald auf. Erst mit 13 wurde er auf die Schule geschickt. In seinem Indianerstamm hat Louis einen anderen Namen.

 

« In meinem Dorf kennen sie keinen Louis. Mein richtiger Vorname kommt von meinem Großvater: Lichelioa. Meine Schwester heißt kleine Schwalbe. Manche Namen kommen von der Natur, die uns umgibt, von Bäumen oder Vögeln. »

 

Heute vermittelt der 37-Jährige seine Kultur den Besuchern seines Camps, wo er nach über einer Stunde Pirogenfahrt anlegt: Auf einer Lichtung zwischen Bananenpalmen steht ein offenes Holzhaus mit einem Dach aus Palmenblättern. Lodges laden zum Übernachten ein.

Barfuß und mit einer Machete in der Hand wandert Louis vorneweg im Regenwald. Immer wieder hält er inne, zeigt auf exotische Pflanzen und klopft an Bäume:

 

« Diese Pflanze benutzen wir gegen Malaria. Jeden Monat bereitet ein Alter mit der Rinde ein Gebräu und gibt es uns zu trinken. Dann sind wir für einen Monat geschützt. »

 

Auf dem Markt in Cayenne gibt es exotische Früchte und Gemüsesorten, Limonen und Rum, Cayenneschoten und sog. Handtuchgurken, die jung gegessen und alt als eine Art Schwamm verwendet werden. Ein Kilo einheimischer Limonen kostet nur zwei Euro.

 

Hier bummeln weiße Europäer neben Immigranten aus Brasilien, Haiti oder Surinam. Kreolen, Schwarze und Mongh-Chinesen bieten ihre Ware an. Die Mongh sind 1978 aus Laos geflüchtet und haben in Cacao ein asiatisches Dorf errichtet. Dreimal in der Woche kommen sie 80 Kilometer nach Cayenne und verkaufen ihr Gemüse auf dem Markt.

 

Guayana hat nur 240 000 Einwohner, aber es ist ein Vielvölkerstaat! Alle Guayaner sind sich einig: Das Zusammenleben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen verläuft harmonisch, auch zwischen Schwarz und Weiß. Der Grund: In Guayana konnten es die ehemaligen Sklaven nach der Abschaffung der Sklaverei 1848 zu etwas bringen:

 

« Als ab 1855 im Regenwald Gold entdeckt wird, bricht das Goldfieber aus. Wer sucht das Gold? Nicht die Europäer, sondern die befreiten Sklaven. Sie suchen Gold und kommen reich zurück. Die weiße Aristokratie verschwindet und die schwarze Bourgeoisie entsteht. Das gibt es nur in Guayana. »

 

Erouane Castel ist Bretone und teilt seine Leidenschaft für Guayana als Stadtführer in Cayenne. Er erklärt die Architektur der 550 kreolischen Häuser mit ihren Dächern, die mit jedem Stockwerk kleiner werden: So trotzen sie den starken Schauern während der Regenzeit. Der Steinsockel ist gegen die Feuchtigkeit. Die besondere Geschichte als Sträflingskolonie begann 1852:

 

« Jeden Morgen sah man hier die ehemaligen Sklaven, die auf die Sträflinge im Streifenanzug warteten. Sie waren für Bauarbeiten, Küche, Säuberung, Wäsche, Müll zuständig. Die Sträflinge waren die wichtigste Arbeitskraft und sie waren umsonst. Selbst wenn die Kolonialgeschichte nicht vergessen wird, sie hat hier keine schmerzhaften Auswirkungen. »

 

Die Ile du Salut ist die wichtigste Touristenattraktion von Französisch Guayana. Amerikanische Kreuzschiffe legen an, damit ihre Passagiere die berühmt-berüchtigte Teufelsinsel fotografieren, von der Sträfling « Papillon » flüchtete. Der Bestsellerroman von Henri Charrière wurde mit Steve MacQueen und Dustin Hoffman verfilmt und machte Guayana weltberühmt.

 

Die ehemaligen Zellen des Straflagers können besichtigt werden, Führer erzählen von den Qualen der Gefangenen. In der früheren Festung befindet sich die einzige Herberge der Insel. Von der Terrasse sieht man sich im Wind wiegende Palmen am Strand. Der Kautschukbaum vor der Tür ist höher als das zweistöckige Kolonialgebäude. Pfauen, bunte Papageien und Agouti-Schweinchen laufen im Garten zwischen farbenprächtigen Blumen. Aus der einstigen Hölle ist ein Paradies geworden.

 

Par Martina ZIMMERMANN

 

Deutschlandfunk : http://www.dradio.de/dlf/sendungen/sonntagsspaziergang/2104129/

Laisser un commentaire

Votre adresse e-mail ne sera pas publiée. Les champs obligatoires sont indiqués avec *