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„Die Menschen warten auf den Tod“ par Martina Zimmerman

alep henri martinBürgermeister von Ost-Aleppo richtet Appell an internationale Gemeinschaft

epd-Gespräch: Martina Zimmermann

Paris (epd). Der Bürgermeister von Ost-Aleppo, Brita Hagi Hassan, hat an die Staatengemeinschaft appelliert, der Vernichtung seiner Stadt nicht tatenlos zuzusehen. „Die Bombardierung muss aufhören!“, sagte der Vorsitzende des Stadtrates von Ost-Aleppo dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Paris. Eine militärische Intervention des Westens fordere er zwar nicht. Neben Sanktionen gegen den Assad-Verbündeten Russland wünsche er sich aber eine spektakuläre symbolische Aktion der Unterstützung durch westliche Spitzenpolitiker, sagte Hassan.

Als Vorbild nannte er den Besuch des damaligen französischen Präsidenten François Mitterand in der belagerten bosnischen Stadt Sarajewo 1992: „Mitterrand setzte sich ins Flugzeug, flog nach Sarajewo und sagte vor Ort: Das Massaker muss aufhören.“

Der Bürgermeister von Ost-Aleppo ist einer der letzten gewählten Vertreter der syrischen Opposition. Derzeit

hält er sich zu Gesprächen mit französischen Regierungsvertretern in Paris auf. Die Rebellenhochburg Ost-Aleppo ist seit Monaten von Truppen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad eingekesselt, die von der russischen Luftwaffe unterstützt werden.

Hassan berichtete von der verzweifelten Lage der Zivilbevölkerung in seiner Stadt. „Die Menschen warten auf den Tod, ob durch Bomben, Giftgas oder Hunger.“ Nach hundert Tagen Belagerung sei die Zahl der Einwohner von Ost-Aleppo von zwei Millionen auf 250.000 gesunken, 60 Prozent davon seien Frauen und Kinder.

Allein im letzten Monat seien bei über 1.500 Bombenangriffen etwa 760 Menschen getötet und über 2.000 verletzt worden, darunter rund 120 Kinder und 70 Frauen. 765 Fassbomben seien abgeworfen worden.

Den Einwohnern Ost-Aleppos fehle es an allem, sagte der Vorsitzende des Stadtra- tes: Nahrung, Medikamente, Zufluchtsorte, Bombenschutzkeller, Krankenwagen. Zehn Krankenhäuser seien zerstört, die Ärzte behandelten Verletzte ohne die nötigen Instrumente in Kellern. Die Stadt könne keine Woche mehr durchhalten.

„Wer angesichts dieser Verbrechen schweigt, macht sich mitschuldig“, betonte der Bürgermeister. Auch die Mittäter würden eines Tages zur Rechenschaft gezogen. „Ohne Russland wäre das Regime keinen Meter vorangekommen“, sagt der Vertreter der syrischen Opposition. „Unter dem Vorwand, 900 Dschihadisten bekämpfen zu wollen, töten die Russen die ganze Bevölkerung.“ In Wirklichkeit befänden sich aber nur bis zu 300 Dschihadisten der Al-Nusra-Front in seinem Stadtteil.

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